Abstract

This article focuses on the Doubs canyon, where the incised river separates the kingdom of
France from the principality of Neuchâtel belonging to the king of Prussia. In this area, a microconflict
broke out in 1720 between the glassmakers of Blancheroche on the French side of the
Doubs and the town of La Chaux-de-Fonds on the Neuchâtel side. A study of this conflict over
the use of woodland and the river provides an insight into the socio-environmental dimensions
of life on the border. It also provides an opportunity to re-examine the processes by which borders
are created. Here, it is not the implementation of a previously concluded diplomatic treaty
that triggers border negotiations. Instead, it was the micro-conflict, which gradually became
a conflict over sovereignty, that mobilised the courts in Versailles and Berlin. This case study
shows that borders were co-productions between several states and rooted in the powerful
spatial imaginary of natural boundaries. But this imaginary sometimes came up against social
and environmental uses. This led to complex interactions between border populations and
state powers. Negotiations between these states were conducted on the ground by boundary
commissions, which provided a forum for exchange and mediation. The commissioners were
negotiators who tried to reconcile territorial ideals with local practices. This reconciliation was
tricky, and it was not until 1824 that an agreement put an end to the conflicts by distinguishing
between a line delimiting sovereignty, based on natural landmarks, and a zone for the use of
natural resources.
Der Artikel befasst sich mit einem schluchtartigen Abschnitt des Flusses Doubs, der das Königreich
Frankreich vom preußischen Fürstentum Neuenburg (Neuchâtel) trennte. Dort brach
1720 ein Mikrokonflikt zwischen den Glasmachern von Blancheroche auf der französischen
Uferseite und der Stadt La Chaux-de-Fonds auf der Neuenburger Seite aus. Im Mittelpunkt
stand die strittige Nutzung von Wald und Gewässer. Der Konflikthergang bietet Erkenntnisse
auf zwei Ebenen: Zum einen gewährt er Einblick in die sozionaturalen Dimensionen des Lebens
an der Grenze. Zum anderen werden Entstehungsdynamiken der Grenze selbst sichtbar.
Denn entgegen landläufiger Entwicklungen stand hinter den in diesem Zeitraum ausgelösten
Grenzverhandlungen kein Vertrag. Vielmehr gingen sie auf den Konflikt selbst zurück, der sich
zu einem Souveränitätskonflikt zwischen Versailles und Berlin entwickelte. Die Fallstudie zeigt,
dass Grenzen immer Koproduktionen mehrerer Staaten waren, die speziell in dieser Zeit stark
von der räumlichen Vorstellung natürlicher Grenzen geprägt waren. In der Umsetzung musste
sich diese Vorstellung an der sozialen Lebenspraxis und den lokalen Nutzungsweisen natürlicher
Ressourcen messen. In den daraus entstehenden komplexen Interaktionen zwischen der
Lokalbevölkerung und den Obrigkeiten kamen den vor Ort arbeitenden Grenzkommissionen
als Foren des Austausches und der Vermittlung eine wichtige Rolle zu. Die leitenden Kommissare
versuchten, die territorialen Idealvorstellungen mit den lokalen Praktiken in Einklang zu
bringen. Erst 1824 wurde dieser konfliktreiche Vorgang durch ein Abkommen beendet, das zwischen
einer an natürlichen Landmarken orientierten Souveränitätsgrenze und einer separaten
Zone für die Nutzung der natürlichen Ressourcen unterschied.

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Published

2025

How to Cite

Kaci, M. (2025). Limite et ressource : Quand les usages concurrents de la rivière Doubs provoquent des négociations diplomatiques (1720–1824). omparativ, 34(4-5), 542–560. https://doi.org/10.26014/j.comp.2024.04-05.09