Abstract

The medieval Iberian Peninsula was deeply shaped by inner-Christian as well as an interreligious
frontier. The Castilian rulers in particular concluded numerous treaties with the kings of
the neighboring kingdoms, containing border demarcations. This article sheds light on references
to the natural environment as one means among others to draw these frontiers. While
historical references prevail in the context of hierarchical feudal relationships, many treaties
contained mutual territorial allocations. References to rivers or mountain passes particularly
played a role within the framework of equal-ranking or friendly diplomatic relations. References
had a pragmatic and descriptive, rather than a legitimating function. They do appear in combination
with artificial border demarcations such as the setting of boundary stones. Against
the backdrop of sociological spatial theory, Iberian border demarcations therefore are to be
considered as important spatial technique. References to the natural environment seemed to
have successively replaced historical arguments of border demarcation.
Die mittelalterliche Iberische Halbinsel war tiefgreifend sowohl von mehreren binnen-christlichen
als auch von einer christlich-muslimischen Grenze geprägt. Insbesondere die kastilischen
Herrscher schlossen zahlreiche Verträge mit den Herrschern der benachbarten Königreiche, die
unter anderem Grenzverläufe festschrieben. Dieser Beitrag untersucht die Bezugnahmen auf
den Naturraum als einen Modus neben anderen zur vertraglichen Grenzziehung. Während im
Kontext hierarchisierter Lehnsbeziehungen historische Bezüge überwiegen, halten viele Verträge
gegenseitige Gebietszuteilungen fest. Hingegen spielten Verweise auf Flüsse oder Gebirgspässe
insbesondere im Rahmen vertragsrechtlich gleichrangiger oder freundschaftlicher
diplomatischer Beziehungen eine Rolle. Diese Verweise besaßen eher eine pragmatische und
beschreibende, weniger eine legitimierende Funktion. Sie begegnen zuweilen auch in Ver-
bindung mit künstlichen Grenzziehungen wie dem Setzen von Grenzsteinen. Vor dem Hintergrund
der soziologischen Raumtheorie sind die untersuchten iberischen Grenzziehungen
daher als Raumproduktionen zu fassen, wobei gezeigt werden kann, dass Bezugnahmen auf
naturräumliche Elemente im Untersuchungszeitraum sukzessive historische Argumente bei
der Grenzziehung ersetzten.

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Published

2025

How to Cite

Schieweck-Heringer, S. (2025). Super divisione terre Yspanie: Naturräumliche Referenzen in iberischen Grenzziehungen des 12. bis 14. Jahrhunderts. omparativ, 34(4-5), 443–457. https://doi.org/10.26014/j.comp.2024.04-05.04